Wir erleben derzeit eine fundamentale technologische Revolution, die die Art und Weise, wie wir Arbeit erleben und ausüben, massiv verändert. Aber wir durchleben auch einen kulturellen Wandel, der die Frage nach der Definition dessen, was Arbeit eigentlich ist, fundamental zur Disposition stellt. Der Auslöser: Künstliche Intelligenz, KI bzw. Englisch AI (Artificial Intelligence).
So oder so ähnlich steht es derzeit überall, wo sich unsere menschliche Aufmerksamkeit hinlenken lässt. ChatGPT etc. sind in aller Munde und finden sich in unzähligen Talkshows, Headlines, Podcasts und Symposien. Auch am Stammtisch, in der Schlange beim Bäcker und auf dem Kita-Parkplatz wird dieses "neue Zeug" lebhaft diskutiert. Von Goldgräberstimmung beflügelt oder von apokalyptischen Zukunftsängsten getrieben, grübelt die Welt über die Veränderungen, die ungebremst mit der Künstlichen Intelligenz in unseren Alltag drängen.
Moment mal, hatten wir das nicht schon mal alles? Klangen die Diskussionen rund um die Weberaufstände, bei der Abschaffung der klassischen Bandarbeit oder dem Erscheinen von Computern in Büros nicht genau so? Die Diskussionen in Kürze: Die Maschinen verändern unser Leben. Sie werden uns entlasten (positiv) bzw. arbeitslos machen (negativ). "Toll, alles wird besser. Ich habe endlich Zeit für Wichtiges. Die Maschine macht den Rest", flötete es aus einer Richtung. "Oh Gott! Mich braucht niemand mehr", dröhnte es aus der anderen.
Frage: War die Einführung der dampfgetriebenen Webstühle, des PCs und der Präzisionsrobotik nicht also genau dasselbe wie das, was wir derzeit mit der KI erleben?
Antwort: Ja.
Der Unterschied? Bisher ging es bei der Übergabe von Aufgaben an Computer und Maschinen in der Regel um eher einfachere, sich wiederholende Tätigkeiten. Heute reden wir davon, dass die KI kreative, beratende und gestaltende Aufgaben übernehmen kann und zukünftig wird. Das bedeutet, dass die oben genannten Reaktionen zwischen Euphorie und Panik die selben sind, aber von einer anderen Bevölkerungsgruppe geäußert werden. Es sind nun die (grob beschrieben) A.G.M.K. "akademisch gebildeten Mittelschichtskinder", die sich mit der Realität konfrontiert sehen, dass weder ihr Bildungsstand, ihre Berufserfahrung noch ihr gesellschaftlicher Status sie gegen die Übernahme ihrer Tätigkeiten durch "die Maschine" schützt. Eine ganz neue - und zutiefst verunsichernde - Erkenntnis für diese Gesellschaftsschicht, die bislang solch einschneidende Veränderungen der Arbeit aus sicherer Entfernung betrachten konnte. Das ist nun anders.
Ob Journalist:innen, Jurist:innen, Werber:innen oder Berater:innen… ihnen allen geht gerade auf, dass morgen anders ist als heute und wie morgen sein wird, ist völlig unklar. Und wir rede nicht von „übermorgen“, sondern in der Tat von direkt nacht dem nächsten Sonnenaufgang. Gemütliche Vorbereitung? Fehlanzeige. Es geht los. Sofort.
In der heutigen Podcastfolge widme ich mich einem Segment dieser Feststellung. Wie verhält es sich mit Kreativität und KI? Wie können wir die KI z.B. als zusätzliches Teammitglied in unsere Arbeit integrieren, statt uns von ihr obsolet machen zu lassen. Den Chat GPT ist bereits jetzt ein wertvolle:r Kolleg:in in der Kreativ- und Denkarbeit. Probieren wir es aus und heißen wir unsere:n neue:n Mitarbeiter:in herzliche willkommen und nutzen die mitgebrachte Kompetenz.
Sollte sich die KI doch verselbstständigen und sich alles auf Skynet zubewegen… ab in den Keller und auf Rettung durch den Terminator (ab Teil 2) hoffen.
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